PANTUN (malysische Gedichtform)
Ich stelle mich in Position
Mache mich gefasst auf harte Worte
Erwarte eine vorantreibende Lektion
Hoffe auf die gute Sorte.
Ich mache mich gefasst auf harte Worte
Richte meinen Rücken auf
Hoffe auf die gute Sorte
Als mein Gegenüber schnauft.
Ich richte meinen Rücken auf
Zähle die Sekunden runter
Als mein Gegenüber schnauft
Werde ich munter.
Ich zähle die Sekunden runter
Und verlasse meine Illusion
Dann werde ich munter
Es beginnt die Rebellion.
Ich verlasse meine Illusion
Blicke in den Spiegel
Es beginnt die Rebellion
Denn davor schiebt man keinen Riegel
Ich blicke in den Spiegel
Kritisiere mich mit Präzision
Denn davor schiebt man keinen Riegel
Und ich stelle mich in Position.
Text: Lara Koch, 15
IM WARTEZIMMER
Nachdem ich ins Wartezimmer eingetreten war, sah ich als Erstes zwei Personen. Eine davon war eine etwas stämmiger gebaute Frau. Auf den ersten Blick sah sie normal aus, doch, wenn man genauer hinsah, war sie ein riesiger Drache, welcher sich vor Schmerzen krümmte. Die andere war ein Mann mit einem Verband um den Arm. Sein Inneres war ein kleines Kätzchen, welches niemandem vertraute. Und dann war da noch der Arzt, welcher gerade den Raum betrat. Er war ein gut gebauter Mann mit einem Dreitagebart und Glatze. In seinem Innerem war das pure Böse zu erkennen. Als ich dies bemerkte, ging ich aus dem Wartezimmer und kam nie wieder. Seit diesem Tag näherte ich mich dieser Praxis nicht. Manchmal ist die Angst, ihm zu begegnen so groß, dass ich meine Wohnung für einige Tage nicht verlassen kann.
Text: Emil Kause, 12 | Bild: Alpha-Marie Heidel, 18
Kunst + Kultur 2022 “Böse Geister”
Herausgeber: eG Wohnen 1902
Leitung Malgruppe: Hella Stoletzki
Leitung Literaturgruppe, Satz und Layout: Ines Göbel